Erfahrungsmedizin bedeutet, die Erfahrung zeigt, dass es wirkt
Wie sie funktioniert, weiss man zwar nicht, aber sie wirkt. Diese schon fast banal anmutende Erkenntnis ist ein zentraler Satz in der Erfahrungsmedizin. Mit dem Vorwurf, „unwissenschaftlich“ zu sein, müssen alle erfahrungsmedizinischen Methoden leben. Im Gegensatz zur monokausalen Schulmedizin, wo das Zusammenspiel von Körper, Krankheitserreger und Medikament bis auf Molekülebene hinunter ausgeleuchtet und gemessen wird, weiss man hier oft nur wenig darüber, was bei einer Behandlung im Körper genau geschieht.
Schulmediziner orientieren sich an der Erfahrung ihrer Patienten
Dennoch ist die Wirksamkeit etwa von Craniosacral-Therapien und Osteopathie so überzeugend, dass manche Schulmediziner ihren Anspruch auf Erklärung über Bord werfen und sich an den „guten Erfahrungen“ orientieren, die Patienten mit diesen Behandlungen gemacht haben.
Die Ärzte der Kopfweh- und Schmerzsprechstunde am Universitätsspital Zürich etwa arbeiten regelmässig mit Craniosacral Therapeuten (CS) und Osteopathen zusammen [...]. In einem Kommentar schreibt die neurologische Universitätsklinik: „Die CS-Therapie lässt sich im Rahmen der aktuellen Theoriegebäude der Schulmedizin, an die wir uns im Wesentlichen halten, nicht erklären. Gleichwohl berichten manche Patienten über eine gute Wirksamkeit.“
Für den Zürcher Neurologen Reto Agosti ist sie eine „elegante und erfolgversprechende, wenn auch schulmedizinisch nicht fundierte Methode“.
Erfolge bei Schleudertrauma, Kopfschmerzen, Rückenproblemen, Schwindel und Rheuma belegt
Gut belegt und anerkannt sind zum Beispiel die Erfolge beim gefürchteten Schleudertrauma, bei chronischen Kopfschmerzen, Rückenproblemen, Schwindelattacken und bei gewissen rheumatischen Beschwerden.
Für die langfristige Anerkennung dürfte weniger der theoretische Hintergrund entscheidend sein als vielmehr der Wirksamkeitsnachweis. Eine kleinere Pilotstudie, die am Zürcher Universitätsspital durchgeführt wurde, zeigte auf, dass sieben von neun Patienten mit Schleudertraumata durch die CS-Therapie nahezu vollständig geheilt werden konnten.
Zusatzversicherungen anerkennen die Wirksamkeit
Zumindest im Rahmen von Zusatzversicherungen haben die meisten Krankenversicherer diese Anerkennung schon geleistet und entgelten sowohl allgemein osteopathische Behandlungen wie auch die Tätigkeit von Craniosacral-Therapeuten.
Aus: Bouhafs, Daniel: Komplementärmedizin, Alternative Heilmethoden unter der Lupe, Ruegger Verlag, Glarus/Chur, 2011, S. 34